Sonntag, 16. November 2014

Es ist die allerhöchste Eisenbahn, die Zeit ist schon vor drei Stunden anjekommen!

 - Adolf Glaßbrenner
 


Im November stand für mich mal wieder ein größeres Projekt an. Nachdem mein Vater aus verschiedensten Gründen seinen Geburtstag im September nicht feiern wollte, nahm die restliche Familie das einfach selbst in die Hand. Kaum zu glauben aber wahr: die Überraschung ist tatsächlich gelungen. Obwohl wir eine Feier mit 4-Gänge-Menü rund 16 Gästen organisiert haben, hat er bis zuletzt nichts mitbekommen. Ein voller Erfolg!
Teil des Menüs war eine Motivtorte als Dessert - die hatte ich bereits für den September angedacht, aber dann wieder verwerfen müssen. Da mein Vater im Februar zwei Tage lang mit glitzernden Augen durch das Miniaturwunderland gewandert ist, war das Motiv für diese Torte relativ schnell klar. Sein Zug-Fable kombiniert mit dem "Miniaturwunderland"-Gedanken. Geschmacklich sollte es etwas eher herbst/winterliches sein. Da mein Vater (und ich auch :D) total auf Rheinknie stehen - ein Sahnelikör mit Weinbrand aus unserem schönen Rheinhessen - war auch hier eine Richtung schnell gefunden. Ich habe dann aber aus Kostengründen mit einem No-Name Baileys gearbeitet.

Da ich einen Berg auf der Torte bauen wollte, habe ich diesmal mehr Böden gebacken. Es handelt sich dabei um das im Internet verbreitete "Wunderrezept" mit Baileys verfeinert.


Wunderkuchen mit Baileys (24-26cm) 
4 Eier, 200g Zucker, 1-2 Prise Salz, 200ml Baileys , 200ml Öl, 300g Mehl, 1p Backpulver, 2 gehäufte EL Kakaopulver 
Eier, Zucker und Salz 10 Minuten lang schaumig rühren - es lohnt sich, also Geduld haben und durchhalten! Dann den Baileys und das Öl dazu gießen und auf langsamer Stufe verrühren. Dann die trockenen Zutaten mischen und unterheben. Vorsicht: am Besten nicht mehr mit dem Mixer arbeiten, da sonst der luftige Eischaum wieder zusammenfällt.
Den Teig in eine mit Butter eingefettete und bemehlte Form geben und 40-50 Minuten bei 180°C backen. 
Ich habe das Rezept für meine Torte zwei Mal gebacken - einmal in einer großen Form und einmal halbiert in einer kleinen Form (ich glaube 18cm?) und einer großen.
Da ich kein spezielles Werkzeug habe, musste zur Trennung in einzelne Böden ein Faden herhalten. Das klappt ganz gut, da der Boden aber relativ feucht ist, war viel Kraft nötig. Aus einem Teig bekommt man locker 3 schöne Böden heraus.



Darüber hinaus haben wir noch einen Mürbeteigboden gebacken - den kennen wir bereits von diversen anderen meiner Torten (z.B. Himbeertraum). Als Unterlage hat er sich bewährt, da er nicht so leicht durchweicht und so das Servieren und Transportieren erleichtert. Rezepte dafür findet ihr in jedem guten Backbuch oder dem Wunderland Internet.

Die Cremefüllung ist ebenfalls mit Baileys aromatisiert - soll ja niemand nüchtern nach Hause gehen. In der Herstellung ist sie sehr einfach - aber super lecker.

Baileys-Creme 
2 Eier und 40g Zucker über dem Wasserbad cremig aufschlagen. Zeitgleich die Gelatine in kaltem Wasser nach Anleitung einweichen, ausdrücken und in einem Topf langsam auflösen. Dann 1-2 Esslöffel der Creme mit der Gelatine verrühren zum Temperieren, dann alles vermischen. Wenn alles gleichmäßig verrührt ist, den Baileys und die Milch ebenfalls unterrühren und alles kalt stellen. Wenn die Creme im Kühlschrank etwas angezogen hat, die Sahne fest schlagen und ebenfalls unterheben. Bis zur Verwendung zurück in den Kühlschrank stellen.

Ich habe das Rezept in doppelter Menge zubereitet, im Grunde hätte ich es jedoch auch verdreifachen können. Aber so war es auch okay.
Als Umhüllung gab es dann noch eine klassische Schokoladen-Ganache.

Aus all diesen Teilen wurde dann Stück für Stück die Torte zusammengesetzt.

Auf den Mürbeteigboden kam als fruchtig-herbes Element ein Holunder-Gelee, darauf dann abwechselnd Schokoladenboden und Creme. Damit die Creme später nicht rausquillt, habe ich auf jeden Boden einen Rand aus Ganache gespritzt. So entstand der runde Basiskuchen mit insgesamt 3 Böden. Das Ganze dann mit der Ganache eingehüllt und kalt gestellt.



Der nächste Schritt war dann deutlich schwieriger - aus dem restlichen Kuchen einen Berg bauen, auf dem eine kleine Eisenbahn fahren kann. Da das sowieso relativ schwierig war, war es auch nicht weiter schlimm, dass ich keine Baileys-Füllung mehr hatte. Der Aufbau wurde daher nur mit Ganache gefüllt, die gleichzeitig auch als Kleber und Modelliermasse diente.





Nachdem die Ganache schön fest geworden war, folgte die Deko. Da ich reine Fondant-Figuren nicht so gerne mag - die werden ja meistens doch nicht gegessen - wollte ich diesmal eine andere Lösung finden.
Die Idee: Schokoriegel mit Fondant ummanteln. Der erste Plan die Miniaurversionen von den klassischen Schokoriegeln zu nehmen hat zwar technisch geklappt, war dann aber für den Kuchen im Nachhinein doch deutlich zu groß.
Mein Mutter brachte mich dann aber auf die Idee Merci Petit-Pralinen zu nehmen - die sind deutlich kleiner und haben trotzdem die perfekte Eisenbahnwagon-Form. Beim Einkauf der Pralinen stolperte ich dann noch durch die Gummibärchenfraktion und entdeckte ein paar weitere nutzbare Elemente.

Die Wagons haben kleine Räder aus Lakritze bekommen - dazu einfach diese Laktritz-Kügelchen (z.B. von Katjes) oben abschneiden und diesen Deckel als Rad ankleben. Durch die Klebrigkeit des Lakritz braucht es da noch nicht einmal Kleber. Aus aufgerollten und geteilten Lakritzschnecken entstanden dann auch blitzschnell die Schienen.



Als 'Boden' habe ich eine Marzipandecke passend zugeschnitten und mit in Alkohol gelöster Gelfarbe grün eingefärbt. Noch ein paar Fondant-Dekoelemente wie Bäume und Felsen drapieren und schon ist sie fertig: Die Miniaturwunderland-Torte.





Kam super an und hat auch super lecker geschmeckt. Auch der obere Teil ohne klassische Füllung war noch Tage später total saftig und lecker.